Die "Alte Herrlichkeit" am Fuße der Erpeler Ley.
1500 Jahre Ortsgeschichte prägen den Charakter des Altortes, der trotz starker Kriegszerstörungen (ca. 54 %) erhalten werden konnte. Die Ortsgemeinde und der Ortsteil Orsberg zählen rund 2700 Einwohner.
Der gepflasterte Marktplatz unter der großen Platane, das schöne barocke Rathaus (1780), die Pfarrkirche St. Severinus (13. Jh.) mit dem malerischen Kirchplatz, überspannt von einer mächtigen Blutbuche, gepflegte Fachwerkhäuser aus vier Jahrhunderten sowie die Reste der alten Stadtmauer mit dem gut erhaltenen Neutor (1420), der Fronbogen sowie der mächtige Fronhof am Rhein werden Ihnen eine unvergessliche Atmosphäre vermitteln. Am südlichen Ortsausgang befinden sich die Brückentürme der im 2. Weltkrieg weltbekannt gewordenen Ludendorffbrücke Erpel-Remagen.
Aus der Geschichte
Kaum ein Ort am Rhein gibt so die sonnige Lebensfreude und Heiterkeit des Mittelrheins wieder wie das kleine Erpel am Fuß der steil zum Strom abfallenden Erpeler Ley. Das Panorama des Ortes ist heute noch ähnlich zu erleben, wie Merian es 1664 sah. Malerische Fachwerkbauten und freistehende Häuser in hochgelegenen Gärten gruppieren sich um die spätromanische, dem hl. Severinus geweihte Kirche. Sie wurde Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Der Innenraum der dreischiffigen Emporenbasilika ist von schöner rhythmischer Gliederung in farbenfreudiger Ausmalung. Die Kirche mit ihrem beherrschenden Turm ist im so genannten rheinischen Übergangsstil erbaut: Das Untergeschoss des Turmes stammt vom Vorgängerbau, einer einfachen einschiffigen Kirche, die im 10. Jahrhundert erbaut wurde. Nach einer Legende nahm dieses älteste Gotteshaus die Gebeine der Heiligen Drei Könige auf, als der Erzbischof Rainald von Dassel sie 1164 von Mailand nach Köln brachte. Daran erinnern die drei Kronen im oberen Feld des Ortswappens. Die älteste Glocke der Pfarrkirche wurde 1388 gegossen; die weiteren stammen aus den Jahren 1531, 1641 und 1768.
Vor der Kirche erhebt sich das Barockrathaus von 1780 mit kleinem Dachreiter. An dessen Stelle stand ein kleineres Bürger- und Gerichtshaus von 1624. Im 14. Jahrhundert stand hier eine Fleischbank und der Kirchplatz war zu dieser Zeit Versammlungs- und Gerichtsplatz.
Die Entstehung des Ortes liegt im Dunkeln und reicht nach Schätzungen von Historikern auf über 1500 Jahre zurück. In alten Schriftstücken wird der Ort Herpilla, später Erpilla, dann Erpell genannt. Herpilla ist keltischen Ursprungs und bedeutet "wiesenbewachsener Hügel", gemeint ist die Erpeler Ley. Die Menschen siedelten sich hier an, weil die Ley volle Südlage hat und dadurch die Wiesen das erste Frühjahrsgrün für das Vieh hatten.
Die älteste erhaltene Urkunde stammt vom Oktober 1167. In ihr wird berichtet, wie Erpel 1130 dem Kölner Domkapitel geschenkt wurde. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhielt der Ort eine Befestigungsmauer am Rhein und einen dornenbewachsenen Graben landseits. Im 14. Jahrhundert wurde eine Ringmauer um Erpel errichtet. Die Befestigungsmauer bedeutet eine Erweiterung des alten Ortskerns nach Norden und Süden. Von der Befestigung steht heute noch der stattliche Torturm, das Neutor. Vom Rheintor ist nur noch der äußere Torbogen erhalten geblieben, der heute in den Fronhof einbezogen ist. Weiterhin finden wir Reste der Mauer am Rhein mit Eckturm im Süden und landseits parallel zur Eisenbahnstrecke und ebenfalls im Bereich des ehemaligen Schleidentors. Im Jahre 1420 erhielt Erpel Marktrechte, es besaß eigenes Maß und Gewicht und der Wein war Handelsartikel Nr. 1. Viele Ansätze städtischer Entwicklung lassen sich feststellen, Stadtrechte erhielt Erpel jedoch nie. Bis 1803 war Erpel Sitz einer selbständigen Bürgermeisterei, der die Orte Erpel, Bruchhausen, Heister, Nieder-Kasbach und Orsberg angehörten. Innerhalb des halbkreisförmigen Mauerverlaufs befinden sich eine Fülle von Fachwerkbauten, eine Folge schlichter meist traufenständiger Häuser entlang der Kölner Straße künden vom dörflich gebliebenen Charakter des Marktfleckens. Von besonders reichem Fachwerk ist das Haus Nr. 29. Es wurde von der Kölner Buchdrucker- und Ratsfamilie Quentel im 17. Jahrhundert erbaut. Weiterhin fällt das Haus Nr. 35 aus dem Jahre 1692 ins Auge. Der neben dem Fachwerkhaus befindliche Brunnenpfeiler gibt dem Bauwerk ein einmaliges Bild.
Trotz starker Zerstörungen in den letzten Kriegsmonaten 1945 im Kampf um die Ludendorffbrücke, die den Südteil des Ortes besonders heimsuchten, konnte der Ort beim Wiederaufbau sein geprägtes Bild erhalten. So schmücken die Rheinfront große Wohnbauten der Barockzeit in großen Gärten. Der bedeutendste Bau ist der ehemalige Fronhof des Kölner Domkapitels mit sechsseitigem Gartenhaus von 1725. Der Marktplatz bietet eine reiche Kulisse all jener Fachwerkbauten, die für die Mittelrhein-Region vom 16. bis 18. Jahrhundert typisch sind. Die dreieckige Platzanlage schmücken eine mächtige Platane (gepflanzt 1887) und ein Brunnenpfeiler von 1753.
Weitere Infos finden Sie auf der Homepage der Ortsgemeinde Erpel. [zur Homepage]